Höhlenfund in Tibet

160.000 altes Denisova-Fossil in 3.280 Metern Höhe entdeckt

Robert Klatt

Eine Analyse eines bereits 1980 gefundenen Fossils zeigt, dass der Denisova-Mensch nicht nur in Sibirien, sondern auch in Tibet gelebt hat. )ytisrevinU uohznaLgnahZ ujgnoD(Foto: © 

Eine Analyse eines bereits 1980 gefundenen Knochens zeigt, dass der Denisova-Mensch nicht nur in Sibirien, sondern auch in Tibet gelebt hat. Auch heute lebende Tibeter besitzen in ihrem Genom noch Erbanlagen dieser frühen Menschenform, die ihnen das Leben in mehr als 4.000 Metern Höhe ermöglicht.

Peking (China). Der Denisova-Mensch ist wie der ehemals in Europa lebende Neandertaler (Homo neanderthalensis) ein bereits ausgestorbener Vetter des modernen Menschen (Homo sapiens). Als einzige Fundstelle von Fossilien dieser Menschenform, war bisher eine Höhle im sibirischen Altai-Gebirge bekannt. Wie Jean-Jacques Hublin vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie erklärt, ist davon auszugehen, dass das Verbreitungsgebiet der Denisova-Menschen deutlich über Sibirien hinausging, da noch heute lebende Australier, Melanesier und Asiaten in ihrem Genom Erbanlagen dieser Menschenform besitzen.

Forscher der Chinesischen Akademie der Wissenschaften haben nun anhand von Knochen, die ein Mönch bereits 1980 in 3.280 Metern Höhe in Tibet in der Baishiya Karst-Höhle gefunden hat, nachgewiesen, dass die Denisova-Menschen auch im heutigen China gelebt haben. Auch heute lebende Tibeter besitzen ein EPAS1-Allel Gen, das ihnen von den Denisovanern weitergegeben wurde und dabei hilft in den sauerstoffarmen Regionen zu überleben. Tibeter können sich so in mehr als 4.000 Metern Höhe aufhalten, die bei den meisten Besuchern aufgrund des geringen Sauerstoffanteils in der Luft zu Höhenkrankheit führt.

Proteinanalyse erfolgreich

Laut der im Fachmagazin Nature veröffentlichten Studie, haben die Wissenschaftler rund um Fahu Chen dazu Proteine aus dem Backenzahn des Fossils analysiert, da keine DNA isoliert werden konnte. Frido Welker. Co-Autor der Studie erklärt, dass „die Proteinanalyse ergab, dass der Unterkiefer aus Xiahe zu einer Population gehörte, die eng mit den Menschen aus der Denisova-Höhle verwandt war.“ Auch die anatomischen Merkmale des in China und des in Russland gefundenen Kiefers zeigen große Ähnlichkeiten, die dafürsprechen, dass beide Fossilien der Denisova-Familie zuzuordnen sind.

Das per Uran-Thorium-Datierung bestimmte Alter der beiden Funde ist mit etwa 160.000 Jahren ebenfalls nahezu gleich. Die bisher ältesten paläolithischen Fundstellen in Tibet waren etwa 40.000 Jahre alt. Der nun untersuchte Unterkiefer ist damit das älteste bekannte Homininen-Fossil aus dem Gebirge in Tibet.

Dongju Zhang von der chinesischen Universität Lanzhou erklärt, dass „die Urmenschen sich schon lange vor der Ankunft des Homo sapiens in der Region erfolgreich an die hochgelegene, sauerstoffarme Umgebung angepasst hatten.“ Da auch andere Fossilien aus China Ähnlichkeiten zu den Knochen der Denisova-Menschen besitzen, sind diese möglicherweise ebenfalls dieser Menschen zuzuordnen.

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