ClearSpace-1

ESA-Sonde soll Weltraummüll mit Roboterarmen einsammeln

Robert Klatt

ClearSpace-1 )tni.aseASE(Foto: © 

Der zunehmende Weltraummüll im Erdorbit zwingt die ISS und aktive Satelliten immer häufiger dazu Ausweichmanöver einzuleiten. Um das Problem zu verringern, startet die ESA im Jahr 2025 die erste Sonde zur Beseitigung von Überresten vergangener Raumfahrtmissionen.

Paris (Frankreich). Neben einer Vielzahl von Satelliten, die durch Projekte wie Starlink noch deutlich ansteigen werden, befindet sich im Orbit der Erde inzwischen auch jede Menge Weltraummüll, den vorherige Raumfahrtaktivitäten dort zurückgelassen haben. Neben defekten Satelliten sind dies ausgebrannte Raketenstufen aber auch eine kaum zu bemessende Anzahl kleinster Trümmerteilchen von Kollisionen und Explosionen im Weltraum.

Aufgrund des zunehmenden Müllproblems, dass Satelliten und die Internationale Raumstation ISS immer häufiger dazu zwingt Ausweichmanöver einzuleiten, hat die Europäische Weltraumorganisation (ESA) angekündigt 2025 eine Sonde in den Erdorbit zu entsenden, die dort Weltraummüll einsammeln soll. Jan Wörner, Generaldirektor der ESA sagte zur Situation, dass „man sich vorstellen solle, wie gefährlich das Segeln auf hoher See wäre, wenn alle Schiffe, die in der Geschichte jemals verloren gegangen sind, immer noch auf dem Wasser treiben würden.“ Die derzeitige Situation im Erdorbit ist damit vergleichbar.

ClearSpace-1 soll Raketenstufe beseitigen

Die sogenannte ClearSpace-1 Sonde soll auf ihrer ersten Mission eine ausgebrannte Raketenstufe beseitigen, die in einer Umlaufbahn von 660 bis 800 Kilometern seit dem Jahr 2013 die Erde umkreist. Dazu wird die Sonde für einen Funktionstest auf 500 Kilometer Höhe befördert, um anschließend von dort die Verfolgung des Zielobjekts, eine Vespa-Oberstufe einer ESA-Trägerrakete zu beginnen. Das Gewicht der Oberstufe von 100 Kilogramm ist vergleichbar mit einem Kleinsatelliten.

Im ersten Schritt wird sich die Abschleppsonde der ausgebrannten Raketenoberstufe nähern und versuchen sie mit ihren vier Roboterarmen einzufangen. Sollte dies gelingen, fliegt die Müllbeseitigungssonde inklusive des Weltraumschritts in eine niedrige Erdumlaufbahn, bis sie schließlich gemeinsam in der Atmosphäre verglühen. Laut den Wissenschaftlern wurde zur Erprobung der Technologie die Raketenoberstufe ausgewählt, weil die stabile Konstruktion und die einfache Form ein Einfangen erleichtern. Sollte die Mission erfolgreich verlaufen, könnten Folgemissionen auch mehrere Objekte gleichzeitig oder komplexere Objekte einsammeln.

Weltraummüllentfernung als einzige Option

Luisa Innocenti, Leiterin der Initiative Clean Space der ESA erklärte, dass „die Forschung Technologien entwickeln muss, um die Entstehung neuer Trümmer zu vermeiden und die bereits vorhandenen Rückstände zu entfernen.“ Laut ihr „zeigen Studien der NASA und ESA, dass der einzige Weg zur Stabilisierung der Orbitalumgebung darin besteht, große Trümmer aktiv zu entfernen.“ Luc Piguet von ClearSpace, einer Ausgründung der Polytechnischen Hochschule Lausanne, die die Sonde entwickelt und gebaut hat, fügte hinzu, dass „jetzt der richtige Zeitpunkt für solch eine Mission sei.“

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