NGC1052-DF2

Galaxie ohne Dunkle Materie – Falsche Berechnung statt Sensation

Robert Klatt

Astronomen haben belegt, dass die sensationelle Entdeckung einer Galaxie ohne Dunkle Materie im Jahr 2018 ein Berechnungsfehler war. )se.cai.la te ollijurT(Foto: © 

2018 sorgten die Galaxie NGC1052-DF2 für eine astronomische Sensation, da berechnet wurde, dass sie keine Dunkle Materie enthält. Neue Entfernungsmessungen haben nun gezeigt, dass es sich dabei um einen Irrtum handelt.

San Cristóbal de La Laguna (Spanien). Im März 2018 sorgte die Entdeckung der Galaxie NGC1052-DF2 für eine Sensation, da laut einem Team aus Astronomen um Pieter van Dokkum die 65 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernte Galaxie keine Dunkle Materie enthält. Eigentlich geht die Wissenschaft davon aus, dass Dunkle Materie in allen Galaxien vorkommen muss, da sie Sterne und die Gase wie zusammenhält und die Rotationsbewegungen beeinflusst. NGC1052-DF2 widersprach damit gängigen Annahmen. Laut van Dokkum wurde die Gesamtmasse der Galaxie durch die Sternenmasse erreicht, was somit das Vorhandensein von Dunkler Materie ausschließt. 

Ignacio Trujillo vom Astrophysikalischen Institut der Kanaren erklärte, dass „eine Bestätigung der Entdeckung eine der wichtigsten Entdeckungen der extragalaktischen Astrophysik seit Jahrzehnten“ sein würde. Dies setzt aber voraus, dass die Entfernung der Galaxie zur Erde wirklich 65 Millionen Lichtjahre beträgt. Eine Entfernung, die deutlich geringer ist als die 2018 angenommenen 65 Millionen Lichtjahre, würde auch bedeuten, dass die Sternemasse geringer ist und die Galaxie NGC1052-DF2 damit Raum für Dunkle Materie hat. Die sensationelle Entdeckung wäre in diesem Fall lediglich ein Irrtum, der auf falschen Berechnungen der Wissenschaftler basiert.

Neue Entfernungsberechnung widerlegt Annahme

Trujillo, der die Entdeckung 2018 kommentiert hat, hat aus diesem Grund mit Forschern des Instituts für Astrophysik der Kanaren erneut untersucht, wie weit entfernt die Galaxie von der Erde ist. Laut der im Fachmagazin Monthly Notices of the Royal Astronomical Society veröffentlichten Studie wurden dazu fünf unabhängige Indikatoren genutzt, die eine hohe Genauigkeit der Messung sicherstellen sollen. Die Entfernung wurde unteranderem anhand der internen Helligkeitsschwankungen, dem spektralen Vergleich mit einer Nachbargalaxie, dem Verhältnis von Lichtfarbe und Helligkeit und einem Vergleich von Größe und Helligkeit mit einem Kugelsternhaufen, der sich in der Nähe der Galaxie befindet, ermittelt.

Laut den neuen Ergebnissen war die 2018 bestimmte Entfernung deutlich zu hoch. Wie die Astronomen berichten „zeigen alle fünf Entfernungsindikatoren einen Wert von etwa 42 Millionen Lichtjahren.“ Die Galaxie liegt also mehr als 20 Millionen Lichtjahre näher an der Erde, als ursprünglich ermittelt wurde. Auch die 2018 erfolgte Bestimmung der Sternenmasse lag damit deutlich zu hoch.

Sternenmasse der Galaxie NGC1052-DF2 deutlich geringer

Die stellare Masse, die die gesamte sichtbare Materie wie Sterne und Gase umfasst, liegt laut neuen Berechnungen von Trujillo und seinem Team nur bei einem Viertel der Masse, die die Astronomen um Pieter van Dokkum 2018 ermittelt hatten. Da die neu berechnete Gesamtmasse der Galaxie bei etwa der Hälfte der 2018 berechneten Masse liegt, verbleibt somit noch ein großer Masseanteil, der nicht durch Sterne und Gase abgedeckt wird und daher aus Dunkler Materie bestehen muss.

Zusammenfassend handelt es sich bei bei NGC1052-DF2 damit eine Galaxie, die wie die Milchstraße zu großen Teilen aus Dunkler Materie besteht und damit keine Besonderheit im Weltraum darstellt.

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