Plattentektonik

Über den Jupiter-Mond Europa driften Eisplatten

D. Lenz

Driftene Eisplatten auf der Mondoberfläche von Europa. )vog.asan(Foto: © 

Die Erde war bislang das einzige Objekt unseres Sonnensystems, bei dem eine aktive Plattentektonik nachgewiesen werden konnte. Ein US-amerikanisches Forscher-Duo hat nun überzeugende Hinweise auf Plattenverschiebungen bei dem von Eis bedeckten Jupiter-Mond Europa gefunden. Eine Entdeckung, die unter anderem erklärt, warum die Oberfläche des Eismondes im Verhältnis zum Alter des Sonnensystems erst so jung ist.

Laurel / Moscow (U.S.A.). Die Planeten-Geologen Simon A. Kattenhorn von der University of Idaho in Moscow und seine Kollegin Louise M. Prockter von der John Hopkins University in Laurel, haben Europa, einen der vier Galileischen Monde (die größten Monde des Jupiter), genauer untersucht. Ihre erstaunlichen Erkenntnisse haben sie vor kurzem im Fachjournal Nature Geoscience veröffentlicht.

Wie sich offenbar herausgestellt hat, besitzt der Jupiter-Mond nicht nur eine besondere Oberfläche aufgrund der kompletten Vereisung, Rissen, aus denen Wasserdampf-Fontänen schießen und subglazialen Seen sondern auch, weil Europa seit Neuestem der zweite Himmelskörper ist, auf dem Geoforscher eine aktive Plattentektonik nachweisen konnten. Mit einem Durchmesser von 3121 km ist Europa etwas kleiner als der Mond der Erde.

Junge Oberfläche durch Plattentektonik restlos geklärt

Antrieb zur genaueren Erforschung des Eismondes gab die erstaunlich junge Oberfläche. Mit einem Alter von etwa 40 bis 90 Millionen Jahren ist sie im Verhältnis zum Alter unseres Sonnensystems (4,5 Milliarden Jahre) nicht wirklich alt. Die Größenordnung wird bewusst, wenn man das Alter des Sonnensystems hypothetisch auf genau ein Jahr festlegt. Denn wäre die Eiskruste des Europa nicht einmal eine Woche alt. Diese Feststellung stellte Geoforscher lange Zeit vor ein Rätsel, bis man schließlich kilometerlange Risse in der Mond-Oberfläche entdeckte, aus denen offenbar Eis aus tieferen Krustenschichten nach oben quellen kann – ähnlich wie bei einem Vulkan.

Damit ist zwar geklärt, woher das „jüngere Material“ kommt, jedoch nicht, wohin das alte verschwindet. Denn wenn es nicht verschwinden würde, würde Europa expandieren, was er nicht tut. Genau an diesem Punkt knüpften Simon A. Kattenhorn und Louise M. Prockter an und analysierten etliche Aufnahmen der Jupiter-Sonde „Galileo“. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass, wie auf der Erde, bei Europa eine Art Plattenverschiebung und vor allem Subduktion stattfindet. Teile der Krustenoberfläche gleiten dabei an bestimmten Stellen unter andere Platten in tiefere Schichten und schaffen Platz für „neues Eis“.

Leben auf Europa?

Die Erkenntnisse über Plattentektonik auf Europa machen Leben auf dem Jupiter-Mond noch einmal plausibler. Er ist der Erde in vielen Punkten sehr ähnlich und es kommen immer wieder Theorien zu bestehendem Leben auf dem Eismond auf. Unter seiner dicken Eiskruste wird zudem ein Ozean von gigantischem Ausmaß vermutet, der möglicherweise lebensfreundlich ist.

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