Ball, Knochen und Co.

Hunde lernen neue Wörter anders als Menschen

D. Lenz

Der Border Collie Zee vor einem Haufen Spielzeug. )htimS yllaS(Foto: © 

Hunde lernen Wörter neuer Objekte anders als Menschen. So spielt für Hunde beim Lernprozess vor allem die Größe und die Struktur eines Objekts eine entscheidende Rolle, bei Kleinkindern ist es die Form eines Gegenstands.

Lincoln (Großbritannien). Britische Forscher finden heraus, dass Hunde Namen neuer Objekte anders begreifen als Menschen. Wenn Kleinkinder eine neue Bezeichnung für einen Gegenstand lernen, merken sie sich vor allem die charakteristische Form des Objekts. So verbinden die Kinder zum Beispiel, dass ein Ball immer rund ist oder das ein Dreieck drei spitze Ecken besitzt. Hunde lernen anders: Sie orientieren sich nahezu gar nicht an der Form eines Gegenstands, sondern an der Größe und der Oberflächenstruktur.

Die britischen Forscher untersuchten dabei den Lernprozess des Border Collie Gable. Hat dieser einmal gelernt, dass ein gebogenes, weiches Spielzeug mit einer bestimmten Größe Dax heißt, waren für den Hund alle anderen gleichgroßen Objekte ebenfalls ein Dax. Dass die Form grundlegend vom Originalspielzeug abwich, spielte dabei keine Rolle. Die Forscher berichten im wissenschaftlichen Fachblatt PloS ONE, dass dies zeige das Hunde Namen neuer Gegenstände auf eine völlig andere Art und Weise lernen und verstehen als der Mensch.

Emile van der Zee von der University of Lincoln berichtet: Unsere Studie zeigt zum ersten Mal, dass es einen qualitativen Unterschied darin gibt, wie ein Hund ein Wort versteht und wie es ein Mensch tut." Das Hunde mit langem Training bis zu 200 Objekte unterscheiden können, haben frühere Versuche mit dem Border Collie Rico gezeigt. Dieser konnte auf Zuruf das richtige Spielzeug von über 200 zur Auswahl stehenden Objekten apportieren. Die Forscher wollten verstehen, ob Hunde Wörter auf die gleiche Weise verstehen wie es Menschen tun.

Für den Versuch entwickelten die Forscher einen Test, welchen zunächst kleinere Kinder und Erwachsene durchführen sollten. Im ersten Schritt lernten die Probanden, dass ein kleines U-förmiges Objekt Dax genannt wird. Im zweiten Schritt sollten die Probanden unter zwei weiteren Objekten das auswählen, welches ebenfalls ein Dax sein könnte. Dabei unterschieden sich die weiteren Testobjekte in Form, Farbe, Größe oder Struktur vom Original. Die Wissenschaftler berichten, dass in fast allen Fällen das Testobjekt ausgewählt wurde, welches eine ähnliche U-Form des Originals besaß.

Den gleichen Test führten van der Zee und seine Kollegen anschließend mit dem fünf Jahre alten Border Collie Gable durch. Auch hier lernte der Hund im ersten Schritt, dass das Originalobjekt Dax heißt. Im nächsten Schritt wurden auch dem Border Collie Gable zwei weitere Objekte gezeigt, wo er den Dax-ähnlichen Gegenstand auswählen musste. "In zehn von zehn Versuchen wählte Gable das Objekt, das dem ursprünglichen Dax in der Größe am ähnlichsten war - unabhängig von dessen Form und Textur", berichtet van der Zee.

Die Wissenschaftler wollten in einem weiteren Test, vier Monate später, wissen, ob der Border Collie Gable den Dax immer noch anhand seiner Größe assoziiert. "Gable neigte nun dazu, Objekte gleicher Textur statt Form oder Größe auszuwählen", berichten die Kollegen um van der Zee. Die Ergebnisse haben gezeigt, dass Hunde sich in diesem Lernprozess deutlich vom Menschen unterscheiden. Ein Vergleichstest bei kleinen Kindern ergab, dass diese auch nach vier Monaten den Dax anhand seiner Form erkennen. Dieser Erkennungsprozess hat sich bei dem Hund im Laufe der Zeit verschoben.

Die Forscher betonen in ihrer Studie, dass sie bewusst nur gleich riechende Objekte nutzten, um so den Geruchssinn des Hundes, mit dem dieser normalerweise Gegenstände erkennen kann, außen vor zu lassen. "Es ist daher möglich, dass ein Hund nur auf Größe und Textur zurückgreift, wenn ihm klare Geruchssignale fehlen", fügen die Wissenschaftler hinzu. Vielleicht unterscheidet Gable Objekte nach Größe und Struktur, da er diese gut spüren kann, wenn er sie im Maul hat. Ein visuelles Merkmal spielt anscheinend bei einem auf Riechen und Fühlen ausgerichteten Lebewesen bei der Wiedererkennung keine so wichtige Rolle.

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