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Mikroben beeinflussen Verhalten, Essvorlieben und Stimmungen

D. Lenz

Eine von vielen Mikroben die in uns und in Tieren leben. )gro.aidepikiwelheL neguE .rD(Foto: © 

Feinde werden oft aufgrund ihrer Größe bemessen. Je stärker der Gegner, umso größer auch die Angst vor der Kraft des Widersachers und einer bevorstehenden Niederlage. Doch was, wenn ein noch viel gefährlicher Angreifer mikroskopisch klein ist und von Innen Besitz über den Wirt ergreift? Die Rede ist von Parasiten.

San Francisco (U.S.A.). Parasiten am oder im Körper sind völlig normal, sie regeln sogar unsere Darmflora - jeder von uns ist Wirt solcher Einzeller. Was im Normalfall der Gesundheit sogar zuträglich ist, kann aber auch aus dem Gleichwicht geraten: bei Krankheit, einer sehr einseitigen oder ungesunden Ernährung etwa. Dann herrscht in unserem Körper Krieg, die Parasiten können dem Menschen sogar das Essen diktieren. Das Vorgehen ist dabei so simpel wie auch erschreckend. Die Parasiten übersenden den Rezeptoren im Magen und Darm bestimmte Signalstoffe. Diese werden von unserem Gehirn etwa so interpretiert, dass wir auf etwas bestimmtes mehr Appetit haben als auf eine Nahrung, die den Mikroben weniger zugänglich ist. Im Tierreich kann die Parasiten-Invasion noch viel drastischer in Erscheinung treten.

Die Macht der Parasiten: Simpel, effektiv und skrupellos

Das Vorgehen der Parasiten ist darauf bestimmt sich möglichst effektiv zu vermehren und sich zu verbreiten. Hierfür nutzen sie Angst einflößende Strategien, die manche Tiere nicht nur einfach töten, sondern in den Suizid treiben. Die Raupen des Schwammspinners - ein Nachtfalter, werden durch den Baculovirus so manipuliert, dass den Raupen das Gefühl der Unersättlichkeit entsteht. Getrieben durch falschen Hunger nährt die Raupe die mächtiger werdenden Parasiten, die sich mit der Nahrung aber längst nicht zufriedengeben. Der Raupe wird der Weg in den Tod diktiert. Sie klettern auf die Baumwipfel und erreicht dort die höchst gelegenen Blätter.

Die mit den Parasiten infizierten Tiere werden letztlich getötet und durch chemische Reaktionen in eine Flüssigkeit verwandelt. Diese tropft schließlich von den Bäumen und somit auf weitere Wirte, die ebenfalls gnadenlos in den Tod getrieben werden. Beispiele solcher tödlichen Übernahmen gibt es in der Tierwelt einige.

Gesunde Ernährung zähmt unsere Parasiten

Die Forscher der University of California in San Francisco sehen hier einen wichtigen Anhaltspunkt für manch schwieriges Essverhalten bei den Menschen. Sie untersuchen, ob es möglich ist, dass auch Menschen in ähnlicher Weise über den Darm manipuliert werden. So könnten bestimmte Heißhungerphasen aber auch bestimmte Stimmungen oder Launen erklärt werden. In unserem Fall besteht aber die Möglichkeit, dass wir unseren Darm zum Beispiel durch probiotische Lebensmittel positiv beeinflussen können. Dennoch, die Vorstellung einer unsichtbaren Macht willenlos ausgeliefert zu sein, weckt alles andere als Begehrlichkeiten.

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