Unbekannter Walgesang?

Mysteriöse Töne aus der Tiefsee

D. Lenz

Mysteriöse Töne aus der Tiefsee. )kcotSi1ajoG(Foto: © 

Forscher haben in den Tiefen des Marianengraben unbekannte Töne aufgezeichnet. Die recht komplexen Geräusche könnten nach Ansicht einiger Forscher von Bartwalen stammen, obwohl sie keinem bisher bekannten Walgesang ähneln. Das mysteriöse Geräusch umfasst eine enorme Frequenzspanne und reicht von tiefen stumpfen bis hin zu hohen Quietschtönen. Welches Tier diese mysteriösen Geräusche verursacht, sollen weitere Untersuchungen in der Tiefsee zeigen.

Corvallis (U.S.A.). Wale sind für ihre umfangreichen Laute bekannt. So sind die langgezogenen Töne der Buckelwale mehrere Kilometer weit zu hören, denn die Druckwellen des Schalls werden vom Wasser sehr effektiv übertragen. Auch Delfine und Orcas kommunizieren über solche Töne. Doch die Geräusche die Sharon Nieukirk von der Oregon State University und ihre Kollegen im Marianengraben aufzeichnen konnten, sind der der Wissenschaft bisher völlig unbekannt. Eine Auswertung von autonomen Tauchgleitern, die mit Mikrophonen und Sensoren ausgerüstet monatelang die tiefsten Stellen der Erde erkundetet, offenbarte den Forschern die mysteriösen Geräusche.

Töne von 38 bis 8.000 Hertz

Die Aufnahmen der Tauchgleiter nahmen mehrfach dieselben Geräusche auf: „Sie sind sehr eigen und haben einige wirklich seltsame Komponenten“, berichtet Nieukirk. Die Geräusche sind jedes Mal zwischen 2,5 und 3,5 Sekunden lang und decken ein ungewöhnliches breites Spektrum an Frequenzen ab. Dies reicht von tiefen 38 Hertz bis zu fast metallisch klingenden 8.000 Hertz, so die Forscher.

Stammen die Töne von einem unbekannten Wal?

Biologen sind der Überzeugung, dass die unbekannten Geräusche aus dem Marianengraben von einem Wal stammen – von welchem ist allerdings völlig unklar. „Der niederfrequente, stöhnende tiefe Teil ist typisch für Bartenwale“, erklärt die Forscherin. „Aber der hohe, scharfe, fast näselnde Laut macht diesen Laut wirklich einzigartig.“ Am ehesten ähnele der unbekannte Teil des Gesangs noch dem Ruf der Zwergwale (Balaenoptera acutorostrata) im Great Barrier Reef.

Zwergwale kommen fast auf der gesamten Nordhalbkugel vor und sie sind dafür bekannt, regional unterschiedliche Laute zur Kommunikation zu nutzen. Die Vielseitigkeit der Töne könnte dafürsprechen, dass ein Zwergwal die mysteriösen Rufe aus dem Marianengraben von sich gegeben hat. „Wir wissen bisher nicht viel über die Verbreitung der Zwergwale in den niedrigen Breiten“, erklärt Nieukirk. „Sie halten sich kaum an der Meeresoberfläche auf und leben meist auf offener See. Aber sie rufen relativ oft.“

Mehr Fragen als Antworten

Sollte der mysteriöse Ton von einem Zwergwal stammen, wirft dies aber weitere Fragen auf. Typischerweise rufen diese Meeressäuger vor allem im Winter und während der Paarungszeit. Aber der „Western Pacific Biotwang“ getaufte Wallaut wurde über das ganze Jahr hinweg immer wieder aufgezeichnet. „Wenn das wirklich ein Paarungsruf ist, warum hören wir ihn dann das ganze Jahr hindurch?“, fragt Nieukirk.

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