US-Ostküste

Riesiges Grundwasser-Reservoir unterhalb des Atlantiks entdeckt

Robert Klatt

Das entdeckte Aquifer beinhaltet mindestens soviel Süßwasser wie der Viktoriasee, der 30 Millionen Menschen mit Trinkwasser versorgt. )stropeR cifitneicS.la te nosfatsuG(Foto: © 

Das entdeckte Aquifer beinhaltet mindestens soviel Süßwasser wie der Viktoriasee, der 30 Millionen Menschen mit Trinkwasser versorgt. Da die gesamte Ausdehnung noch nicht erfasst wurde, könnte das Grundwasser-Reservoir sogar die größte Süßwasserquelle des Planeten sein.

New York (U.S.A.). Geologen des Earth Institute der Columbia University haben vor der Ostküste der USA unterhalb des Atlantiks überraschend eines der größten Süßwasser-Reservoire der Erde entdeckt. Das Aquifer ist mindestens 350 Kilometer breit und reicht bis zu 90 Kilometer weit unterhalb des Ozeans hinaus. Laut der im Fachmagazin Scientific Reports veröffentlichten Studie hat die Lagerstätte mit mehr als 2.8000 Kubikkilometern Süßwasser ein höheres Volumen als der Viktoriasee, der als derzeit drittgrößter See des Planeten etwa 30 Millionen Menschen mit Trinkwasser versorgt.

Erste Hinweise auf Grundwasser-Reservoire unterhalb des Meeres wurden bereits 1970 gefunden, als bei Probebohrungen statt des erwarteten Erdöls Süßwasser aus den Bohrlöchern strömte. Chloe Gustafson, Erst-Autor der Studie erklärt, dass „die Wissenschaftler zwar wussten, dass es dort unten an einigen Stellen Süßwasser gibt, dass das Ausmaß und die Verteilung aber unbekannt waren.“

Elektromagnetischen Messungen

Um zu untersuchen wie viel trinkbares Wasser wirklich unter des Atlantiks vorhanden ist, haben die Wissenschaftler das Schelfgebiet von vor Massachusetts bis vor New Jersey mithilfe von elektromagnetischen Messungen analysiert. Die Messungen ermöglichen es großflächig die elektrische Leitfähigkeit zu bestimmen, die bei den Sedimenten vor der Küste vom Salzgehalt des in den Poren eingeschlossenen Wassers bestimmt wird. Im Vergleich zu Salzwasser besitzt Süßwasser aufgrund des kaum vorkommenden Salzes eine geringere Leitfähigkeit, die in den Messdaten leicht zu erkennen ist.

Ausdehnung möglicherweise noch größer

Bisher haben die Forscher lediglich belegt, dass das Aquifer sich von New Jersey bis nach Martha’s Vineyard erstreckt. Sie gehen aber davon aus, dass sich die Süßwasseransammlung noch deutlich über das Untersuchungsgebiet ausdehnt. Sollten die Wissenschaftler mit ihrer Annahme recht haben, würde dies bedeuten, dass statt den belegten 2.800 Kubikkilometern Süßwasser ein noch deutlich höheres Volumen vorhanden sein könnte. Das Aquifer könnte als mehr Grundwasser beinhalteten als das größte an Land liegende Grundwasser-Reservoir.

Maximal 15 Promille Salzgehalt

Der Salzgehalt des eingeschlossenen Wassers liegt in küstennähe bei nur einem Promille, was nahezu reinem Süßwasser entspricht. Weiter von der Küste entfernt steigt die Salinität auf maximal 15 Promille an, was im Vergleich zu Meerwasser, das eine Salinität  von 35 Promille besitzt, ein immer noch niedriger Salzanteil ist. Dies liegt vermutlich daran, dass unterhalb des Meeres eine Verbindung zwischen dem Süßwasser-Reservoir und dem Atlantik besteht, durch die Süßwasser abfließt und Meerwasser in geringen Mengen einströmt.

Ursprung in der Eiszeit

Den Ursprung des Aquifers sehen die Wissenschaftler bereits vor etwa 20.000 Jahren während einer Eiszeit, als das Laurentide-Eisschild, das weite Teile des heutigen Kontinents bedeckte, sich auch in Gebieten des heutigen Atlantiks ausgebreitet hatte. Das Abschmelzen der Gletscher könnte dann dazu geführt haben, dass das Schmelzwassers in Senken eingeschlossen wurde, die anschließend aufgrund des ansteigenden Meeresspiegels überflutet wurden.

Nun möchten die Wissenschaftler in weiteren Regionen untersuchen, ob auch dort große Aquifere vorhanden sind. Besonders in trockenen Regionen könnten die Wasserspeicher unter dem Meer eine wertvolle Ressource sein, da viele bekannte Grundwasser-Reservoire bereits übernutzt sind oder durch Pestizide, Dünger und andere Chemikalien belastet sind.

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