Häufigste Geschlechtskrankheit

Erstmals Impfung gegen Chlamydien erfolgreich getestet

Robert Klatt

Impfstoff gegen Chlamydien )moc.yabaxipMziLotohP(Foto: © 

Wissenschaftler haben erstmals einen Impfstoff gegen Chlamydien, die am weitesten verbreitete Geschlechtskrankheit, in einer klinischen Studie mit 35 Frauen erfolgreich getestet. Aktuell werden Chlamydien aufgrund fehlender Symptome häufig nicht behandelt,was vor allem bei Frauen zur Unfruchtbarkeit führen kann.

London (England). Infektionen mit Chlamydien sind weltweit die am häufigsten auftretende Geschlechtskrankheit. Die Bakterien der Familie Chlamydiaceae verursachen Entzündungen, die in den Schleimhäuten des Enddarms, der Gebärmutter, der Harnröhre und des Rachens auftreten. Besonders problematisch bei Chlamydien ist, dass eine Infektion, dieser auch in Europa weit verbreiteten Krankheit, die im Anfangsstadium mit Antibiotika gut behandelt werden kann, oft nicht bemerkt wird, da Symptome bei etwa Dreiviertel aller Betroffenen nicht sichtbar werden.

Sollte eine Behandlung ausbleiben, kann die Krankheit auch bei Menschen, die keine Symptome zeigen, weiter im Körper aufsteigen und Entzündungen in den inneren Geschlechtsorganen verursachen, die vor allen bei Frauen zur Unfruchtbarkeit führen können. Außerdem wird auch vermutet, dass eine chronische Chlamydien-Infektion Eierstockkrebs auslösen kann.

Impfung gegen Chlamydien in Phase-1-Studie erfolgreich getestet

Wissenschaftler des Imperial College London und des dänischen Statens Serum Instituts haben nun laut eines im Fachmagazin The Lancet publizierten Artikels einen Impfstoff entwickelt, der in Zukunft Infektionen mit Chlamydien verhindern könnte. Der neuentwickelte Impfstoff CTH522 wurde in einer klinischen Phase-1-Studie bereits erfolgreich an menschlichen Probanden getestet. Er wirkt durch ein Antigen, das aus Bereichen eines Oberflächenproteins besteht, das von den am meisten verbreiteten Chlamydien-Erregern genutzt wird, um an die menschlichen Zellen anzudocken. Die Verabreichung dieses Oberflächenproteins in Form einer Impfung sorgt dafür, dass eine Immunreaktion ausgelöst wird, die im Körper zur Produktion von Antikörpern führt.

Zwei Impfstoffe an 35 gesunden Frauen getestet

In der Phase-1-Studie wurden zwei Varianten des CTH522-Vakzins an insgesamt 35 gesunden Frauen erprobt, von denen eine Variante den Aluminiumhydroxid, einen Wirkstoffverstärker der in der Praxis auch bei anderen Impfstoffen häufig verwendet wird, enthielt, während bei der zweiten Variante der Impfstoff mit dem neuen Adjuvans CAF01 ergänzt wurde.

15 Probandinnen erhielten den Impfstoff mit Aluminiumhydroxid, 15 Probandinnen erhielten den Impfstoff mit CAF01 und fünf Probadinnen wurde ein Placebo verabreicht. Bei allen Personen wurde der Impfstoff beziehungsweise das Placebo dreimal intramuskulär gespritzt. Anschließend wurden nasal noch zwei sogenannte Booster-Applikationen verabreicht.

Immunsystem bei beiden Varianten aktiviert

Das Ergebnis der klinischen Studie zeigt, dass beide Varianten des Impfstoffs bei allen Probandinnen eine körpereigene Produktion von Antikörpern durch die Aktivierung des Immunsystems ausgelöst haben. Die Wirkung des neue Adjuvans CAF01 übertraf den Aluminiumhydroxid-Wirkungsverstärker jedoch deutlich. Auch Nebenwirkungen konnten, bis auf leichte Schmerzen an der Injektionsstelle, nicht festgestellt werden.

Laut Georg Häcker, Mikrobiologe vom Universitätsklinikum Freiburg, der nicht an der Studie beteiligt war, sind „die Ergebnisse der Studie sehr interessant und auch recht vielversprechend. Die Studie zeigt, dass Geimpfte eine Immunantwort gegen Chlamydien aufbauen können. Es wurde allerdings noch nicht untersucht, ob der Impfstoff einen echten Impfschutz – also einen Schutz gegen eine echte Infektion – aufbaut: Das kann zwar vermutet, aber nicht sicher vorhergesehen werden.“

Eine geplante Phase-2-Studie soll nun zeigen, dass der Impfstoff tatsächlich einen Schutz gegen eine echte Infektion bietet. Bis der Impfstoff auf den Markt kommen kann, werden in jedem Fall allerdings noch einige Jahre vergehen. Außerdem ist laut den Wissenschaftlern die Zusammenarbeit mit einem Pharmakonzern nötig, um den teuren Zulassungsprozess finanzieren zu können.

The Lancet, doi: 10.1016/S1473-3099(19)30279-8

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