Melamin und Formaldehyd

Gesundheitsgefahr – Kaffee-Becher aus Bambus und Mais setzen Gift frei

Robert Klatt

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Vermeintlich umweltfreundliche Becher aus Bambusfasern oder Maismehl setzen bei Kontakt mit heißen Getränken und Lebensmitteln Melamin und Formaldehyd frei. Es handelt sich dabei um Gifte, die Blasensteine, Nierenschäden, Hautreizungen und sogar Krebs auslösen können.

Braunschweig (Deutschland). In Deutschland werden mehr als 300.000 Einwegbecher aus Plastik pro Stunde für Kaffee, Tee und andere Getränke verwendet. Obwohl die Becher nach ihrer Einmalnutzung noch als wertvolle Rohstoffe erneut verwendet werden könnten, liegt die Recyclingquote des Plastikmülls in Deutschland bei nur 16 Prozent. Ein großer Teil der Kaffeebecher landet so im besten Fall in Müllverbrennungsanlagen oder Mülldeponien, ein Teil der Becher verschmutzt aber auch als Plastikmüll die Weltmeere, wird dort zu Mikroplastik zersetzt und gelangt schlussendlich auch in die Körper der Menschen.

Als Alternative für umweltbewusste Verbraucher haben sich in den letzten Jahren Becher aus pflanzlichen Materialien wie Maismehl oder Bambusfasern etabliert. Eine Untersuchung des Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) und des Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zeigte nun, dass die vermeintlich natürlichen Mehrwegbecher auch Kunststoffe wie Melamin-Formaldehyd-Harze enthalten, die einerseits nicht biologisch abbaubar sind und anderseits die Gesundheit der Nutzer durch freigesetzte Gifte gefährden.

Hohe Temperaturen setzten Melamin und Formaldehyd frei

Laut der Warnung des BVL setzen sowohl Becher aus Bambus als auch aus Mais bei hohen Temperaturen bedenkliche Mengen an Melamin und Formaldehyd frei, die dann von Getränken aufgenommen werden und so auch in den menschlichen Organismus gelangen. Auch Lebensmittel, die in Behältern aus diesen Rohstoffen in der Mikrowelle aufgewärmt werden, können so mit Giftstoffen kontaminiert werden.

Die Wissenschaft geht davon aus, dass Melamin auf Dauer zu Nierenschäden führt, Blasensteine entstehen lässt und womöglich sogar Blasenkrebs auslösen kann. Formaldehyd wurde hingegen schon vor langer Zeit von der Medizin als haut- und schleimhautreizend identifiziert und kann Krebs im Rachen-Nasen-Raum auslösen.

Grenzwerte weit überschritten

Um die Bevölkerung vor Gesundheitsrisiken zu schützen, hat die Europäische Union (EU) Grenzwerte dafür festgelegt, wie viel Melamin und Formaldehyd aus Verpackungen in Lebensmittel gelangen dürfen. Bei Melamin liegt der Migrationsgrenzwert bei 2,5 Milligramm pro Kilogramm aufbewahrten Nahrungsmittel, bei Formaldehyd dürfen maximal 15 Milligramm pro Kilogramm Lebensmittel übergehen. Die nun veröffentlichten Untersuchungsergebnisse zeigen, dass diese Grenzwerte von einigen Produkten deutlich überschritten werden. Von 56 untersuchten Bechern wurde bei 25 Prozent der Produkte der Melamin-Migrationsgrenzwert nicht eingehalten, bei Formaldehyd verletzten 11 Prozent der Produktproben den Migrationsgrenzwert.

Die schlechtesten Produkte überschritten dabei den Melamin-Grenzwert um das Vierfache, beim Formaldehyd wurde sogar das 19-fache des zugelassenen Migrationsgrenzwerts gemessen. Kurios dabei ist, dass die als natürliche Bambusware verkauften Becher im Mittel mehr Schadstoffe freisetzen als Produkte, die vollständig aus Melamin-Formaldehyd-Harz ohne pflanzliche Materialien hergestellt werden. Kürzlich zeigte auch eine weitere Studie, für die 34 Typen von Alltagsgegenstände aus Plastik analysiert wurden, dass ein Großteil der Produkte gesundheitsgefährdende Substanzen enthält.

Bambus- und Maismehl-Becher nicht nutzen

Wie Helmut Tschiersky, Präsident des BVL erklärt „denken die Verbraucherinnen und Verbraucher, sie greifen zu einer umweltfreundlichen Alternative, halten dann aber ein Produkt in Händen, von dem ein gesundheitliches Risiko ausgehen kann.“ Laut Tschiersky ist es dabei besonders bedenklich, dass die abgegebene Menge an Melamin an die Lebensmittel durch die mehrfache Nutzung der Becher sogar weiter zunimmt. Das BfR empfiehlt aufgrund der potenziellen Langzeitfolgen daher keine Produkte mit Melamin-Formaldehyd-Harz-Anteil mit warmen Lebensmittel und Getränken zu nutzen.

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