Medizinische Forschung

Labormäuse bieten der Forschung keinen Nutzen

D. Lenz

Einige von weltweit Millionen Labormäusen. )gro.aidepikiwnagoL noraA(Foto: © 

Experten zweifeln an den Nutzen von Labormäusen, denn zahlreiche medizinische Ergebnisse lassen sich nicht von Mäusen auf Menschen übertragen.

Washington (U.S.A.). Schon seit mehreren Jahrzehnten beruht die medizinische Grundlagenforschung auf Versuchen an Mäusen. Die späteren Studien am Menschen bestätigen sich allerdings nur selten, berichtet Shaw Warren vom Bostoner Massachusetts General Hospital.

Im Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences berichten die Forscher, dass dies insbesondere für medizinische Studien zu Entzündungsprozessen gilt. Entzündungsprozesse sind an vielen Erkrankungen und Verletzungen beteiligt und verändern die Aktivität der Gene. Um die Frage nach der Übertragbarkeit der Forschungsergebnisse zu klären, verglich das Konsortium, bestehend aus rund 20 Forschungseinrichtungen, erstmals die Folgen solcher Prozesse beim Menschen und bei Mäusen.

Dazu analysierten die Forscher Blutproben von mehr als 400 Menschen, die einem stumpfen Trauma, Verbrennungen oder Bakteriengiften ausgesetzt waren mit gesunden Personen. Die Forscher analysierten dabei die weißen Blutkörperchen auf die RMA, die Informationen zur Produktion bestimmter Proteine weiterleitet. Anschließend überprüften sie die Körperreaktionen von drei unterschiedlichen Mausstämmen mit vergleichbaren Verletzungen.

Die Entzündung veränderte die Expression von über 5.500 Gegen. Für 4.900 davon gibt es ähnliche Gene bei Mäusen. Doch deren Veränderungen ähnelten denen der menschlichen Gene kaum. Während die körperlichen Reaktionen der Menschen einander unabhängig von der Ursache sehr ähnlich waren, unterschieden sich die Mäuse je nach Stamm deutlich - sogar bei gleicher Verletzungsart. Zudem war die zeitliche Dauer der Reaktionen von Mensch und Maus sehr unterschiedlich. Bei Menschen hielten die körperlichen Reaktionen bis zu einem halben Jahr an, bei Mäusen waren diese bereits nach wenigen Tagen verschwunden.

"Wir waren überrascht über die schwache Korrelation zwischen den genomischen Reaktionen in den Mausmodellen und jenen Reaktionen bei menschlichen Verletzungen, insbesondere angesichts des weltweit üblichen Gebrauchs von Mäusen als Modellen für menschliche Entzündungen", schreiben die Wissenschaftler. Sie empfehlen: "Man muss neue Ansätze erforschen, um die Möglichkeiten zum Erforschen menschlicher Erkrankungen zu verbessern."

"Unsere Resultate stellen die Validität von Mausmodellen zum Nachahmen von entzündlichen Prozessen bei Menschen in Frage", schreiben die Forscher. Allerdings betonen Sie auch, dass die neuen Resultate nur für Entzündungsprozesse gelten und nicht auf andere Forschungsfelder übertragbar sind.

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