Venenimplantat

Polymerfilter reduziert Nebenwirkungen von Chemotherapien

Robert Klatt

Venenimplantat filter Blut )yelekreB ainrofilaC fo ytisrevinUhO gnueJ eeH(Foto: © 

Ein Polymerfilter, der direkt in die Vene eingesetzt wird, verhindert, dass Medikamentenrückstände von Chemotherapien über den Blutkreislauf verteilt werden und reduziert so Nebenwirkungen deutlich.

Berkeley (U.S.A.). Neben der Strahlentherapie und operativen Tumorentfernungen wird Krebs vor allem durch medikamentöse Chemotherapien behandelt. Der Patient erhält dabei ein Medikament mit einem starken Zellgift, dass den Tumor töten soll. Derzeit treten bei Chemotherapien allerdings noch häufig starke Nebenwirkungen wie Haarausfall, Übelkeit und Erbrechen auf, weil das verabreichte Gift über den Blutkreislauf verteilt wird und deshalb auch gesunde Zellen angreift.

Die gezielte Verabreichung des Medikaments in das betroffene Organ mithilfe eines Katheters reduziert diese Nebenwirkungen zwar, etwa die Hälfte des Zellgifts wird aber trotzdem über den gesamten Körper des Patienten verteilt.

Filter verhindert Verteilung von Medikamenten

Wissenschaftler der University of California in Berkeley haben deshalb nach einer Möglichkeit gesucht, um die Nebenwirkungen von Chemotherapien zu verringern. Entwickelt wurde dafür laut des im Fachmagazin American Chemical Society veröffentlichten Artikels ein Filter, der überschüssige Wirkstoffe der Chemotherapie aus dem Blut entfernt, wenn dieses das behandelte Organ verlässt und so die Verteilung über den Blutkreislauf der Patienten verhindert.

Filter wird mit minimalinvasiver Operation in Vene eingesetzt

Der sogenannte Absorber ist ein Filter mit einer schwammähnlichen Struktur, dessen Polymerbeschichtung Doxorubicin, ein Hydroxyderivat des Daunorubicin das bei Chemotherapien zur Behandlung von Leberkarzinomen eingesetzt wird binden kann. Eingesetzt wird der Filter mit einer minimalinvasiven Operation direkt in die Vene, die das Blut vom behandelten Organ wegtransportiert.

Laut Nitash Balsara, Co-Autorin der Studie „führt der Chirurg den Zylinder mithilfe eines Drahtes ein und platziert ihn wie einen Stent.“ Anschließend verbleibt er für die gesamte Behandlungsdauer der Chemotherapie in der Vene und wird nach deren Abschluss wieder entfernt. Die Struktur des Filters lässt die Blutbestandteile problemlos durchfließen, Medikamentenrückstände werden hingegen durch die Polymerbeschichtung im Filter gebunden. Nötig ist dafür laut den Wissenschaftlern „eine individuelle Anpassung des Zylinders, um zu verhindern, dass Blut ungefiltert vorbeifließen kann.“

Klinische Studien ausstehend

Bisher wurde der Polymerfilter lediglich bei Schweinen getestet, denen der Absorber in die Lebervene eingesetzt wurde. Die Ergebnisse zeigen, dass im Durchschnitt 64 Prozent des verabreichten Doxorubicins gebunden werden kann. Nebenwirkungen wurden bei den Tieren nicht festgestellt. Laut Balsara „ist dies ein erster Beleg dafür, dass die Entwicklung Medikamente aus dem Blut erfolgreich binden kann.“

Derzeit planen die Wissenschaftler eine klinische Studie, bei der der Filter erstmals an menschlichen Probanden erprobt werden soll. Sollte diese Studie erfolgreich verlaufen, könnte der Filter schon bald Chemotherapien vieler Krebspatienten erträglicher machen. Die Forscher erklären außerdem, dass auch wenn der aktuell erprobte Absorber speziell für Doxorubicin konzipiert wurde, die Methode prinzipiell auch bei anderen Krebsmedikamenten genutzt werden kann.

American Chemical Society, doi: 10.1021/acscentsci.8b00700

Spannend & Interessant
VGWortpixel