Nebenwirkungen

Postoperative Strahlentherapie bei Prostatakrebs überflüssig

Robert Klatt

Verzicht auf postoperativer Bestrahlung verhindert Nebenwirkungen )moc.yabaxipezeeks(Foto: © 

Eine sofortige postoperative Bestrahlung bei Prostatakrebs bringt keine gesundheitlichen Vorteile und sollte aufgrund der Nebenwirkungen daher nur genutzt werden, wenn der Krebs zurückkehrt.

London (England). Prostatakrebs ist mit einem Anteil von einem Viertel die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Laut einer Erhebung der Deutsche Krebsgesellschaft e. V. (DKG) gab es im Jahr 2013 in Deutschland etwa 60.000 Neuerkrankungen. Behandelt wird Prostatakrebs durch die operative Entfernung der Prostata, die Bestrahlung von außen oder über eine implantierte Strahlenquellen am Tumor (Brachytherapie) sowie per Chemotherapie. Eine im Jahr 2013 begonnene Großstudie der DKG sowie der Krankenkassen, die noch bis zum Jahr 2030 andauert, vergleicht derzeit die vier Behandlungsmethoden hinsichtlich ihrer Nebenwirkungen, der Effektivität und die Auswirkungen auf die Gesundheit und die Lebensqualität der Betroffenen.

In vielen Fällen kommt aktuell eine Kombination zum Einsatz, bei erst die Prostata und der Tumor entfernt werden und anschließend die Strahlentherapie gestartet wird, die eventuell noch verbleibenden Krebszellen im Körper des Patienten töten soll. Dies verhindert zwar möglicherweise ein erneutes Ausbrechen der Krebserkrankung, führt aber in jedem Fall zu starken Nebenwirkungen durch die Strahlenbelastung des ohnehin geschwächten Körpers.

Bestrahlung nach operativer Tumorentfernung nötig?

Wissenschaftler des Royal Marsden NHS Foundation Trust in London haben aus diesem Grund untersucht, ob eine routinemäßige postoperativer Bestrahlung bei Prostatakrebs sinnvoll ist. Dazu hat das Team um Chris Parker Gesundheitsdaten von 1.396 Prostatakrebs-Patienten aus Großbritannien, Dänemark, Kanada und Irland analysiert, die komplett zufällig in zwei Gruppen unterteilt wurden. Eine der Gruppen wurde umgehend nach der Operation zusätzlich bestrahlt, die zweite Gruppe wurde lediglich durch Ärzte beobachtet und nur dann bestrahlt, wenn noch verbleibende Krebszelle erneut Prostatakrebs auslösten.

Die Ergebnisse zeigen nach fünf Jahren deutlich, dass es keine Unterschiede bezüglich dem Fortschreiten der Erkrankung und dem Überleben der Patienten macht ob sofort nach der Operation bestrahlt wird oder ob erst darauf gewartet wird ob der Krebs zurückkehrt. In der Gruppe, die umgehend nach der Operation bestrahlt wurden lebten nach fünf Jahren noch 85 Prozent der Patienten, in der zweiten Gruppe waren es sogar 88 Prozent.

Nebenwirkungen der Bestrahlung vermeiden

Laut Parker „legen die Ergebnisse nahe, dass die Strahlentherapie in beiden Fällen gleich effektiv ist und die Beobachtung daher das Standardverfahren nach einer Prostatektomie sein sollte.“ Eine anschließende Meta-Analyse, die Daten zwei ähnlicher Studien vom University College London berücksichtigt, unterstützt die Schlussfolgerungen der Wissenschaftler. Claire Vale erklärt, dass „Die Ergebnisse für die routinemäßige Beobachtung und frühe Strahlentherapie im Falle eines Rückfalls sprechen.“

Eine Abkehr, von der bisher regelmäßig stattfindenden sofortigen Bestrahlung kann in Zukunft also vielen Männern Nebenwirkungen ersparen, ohne dass dadurch die Behandlungserfolge geringer ausfallen. Die verbleibenden Probanden werden zusätzlich noch weitere fünf Jahre beobachtet, um eventuelle Langzeitfolgen des Verzichts auf die Bestrahlung zu erkenne.

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