Remote Viewing

Machbarkeitsstudie liefert Belege für außersinnliche Fernwahrnehmung

D. Lenz

Besitzt der Mensch die Fähigkeit zur Fernwahrnehmung? )gro.aidepikiw / tätisrevinU-tdimhcS-tumleH(Foto: © 

Deutsche Wissenschaftler haben in einer Machbarkeitsstudie mit dem standardisierten Verfahren des Remote Viewings, also der sogenannten außersinnlichen Fernwahrnehmung, untersucht ob Menschen in der Lage sind Informationen zu erhalten ohne dabei Gebrauch von den fünf bekannten Sinnen zu machen. Das Ergebnis ist so signifikant, dass die Wissenschaftler zu dem Entschluss gekommen sind, dass der Mensch diese Fähigkeit tatsächlich besitzen könnte.

Freiburg/Hamburg (Deutschland). Viele Menschen berichten, dass sie schon einmal ein ganz komisches Erlebnis hatten: Ein komisches Gefühl. Irgendetwas ist gerade passiert. Später stellte sich heraus, dass ein nahestehender Mensch einen schlimmen Unfall hatte oder sogar verstorben ist. Das Gefühl wird als so merkwürdig beschrieben, dass sich diese Menschen – oft unter Zeugen – sogar die Uhrzeit des Gefühls merken, welche mit dem verbundenen Ereignis übereinstimmt. Von diesen Erlebnissen gibt es jedoch nur zahlreiche Berichte, aber keine wissenschaftlichen Belege. Es stellt sich also die Frage: Besitzt der Mensch, unter gewissen Umständen, die Fähigkeit zur Fernwahrnehmung?

Bereits in der Vergangenheit haben Geheimdienste und das Militär versucht, diese Fähigkeit des Menschen zu belegen und für sich nutzbar zu machen. Im Rahmen des Stargate-Programms des US-Militärs wurde bereits im Jahr 1978 ein Verfahren zum Remote Viewing entwickelt und optimiert. „Das in unserer Studie untersuchte Verfahren orientiert sich an jenem Originalprotokoll, das zwischen 1978 und 1995 im damals geheim gehaltenen Projekten verwendet wurde“, erklärt Maximilian Müller von der Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr in Hamburg. Gemeinsam mit dem Psychologen Dr. Marc Wittmann vom Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene haben die Wissenschaftler ihre Studie in der Zeitschrift für Anomalistik (Juli 2017, Band 17, Seite 83-104) veröffentlicht.

36 Probanden unter Ganzfeldstimulation

Für die Studie wurden 36 zufällige Probenden in Einzelversuchen durch ein sogenanntes Ganzfeld stimuliert. Ein Ganzfeld ist eine vollständige homogene Umgebung, in der das ständige „mentale Rauschen“ verringert werden soll. Die Grundidee hinter einem solchen Ganzfeld, welches bereits für diverse parapsychologische Experimente genutzt wurde, ist die systematische Entziehung der äußeren Reize. Dadurch soll das Nervensystem nach einer Weile automatisch aktiv nach Reizen suchen. Es wird davon ausgegangen, dass die Wahrscheinlichkeit dadurch steigt, auch sehr schwache Stimulationen (wie beispielsweise Botschaften aus dem eignen Unbewussten) wahrzunehmen. Input, der in der alltäglichen Reizüberflutung für gewöhnlich untergeht.

Bereits frühere Versuche mit Ganzfeldern haben gezeigt, dass das menschliche Gehirn einer solch monotonen Umgebung nicht lange Beachtung schenken kann und dass sich das Gehirn dann mit sich selbst beschäftigt. Diese Monotone Reizinduktion führt nach einigen Minuten dazu, dass vor dem inneren Auge der Versuchsperson wahllose Bilder erscheinen und wieder verschwinden.

Nachdem die Versuchspersonen die RV-Sitzung mit der Ganzfeldstimulation hinter sich hatten, sollten sie jeweils eines von sechs Fotos (sogenannten Targets) in einem blickdichten und verschlossenen Umschlag nur anhand ihrer spontanen Wahrnehmung beschreiben und Skizzen davon anfertigen. Anschließend wurden alle sechs Fotos offengelegt und der Proband sollte ein Übereinstimmungsrating anhand der eigenen Skizzen vornehmen.

Das Experiment war doppelblind, das heißt weder die Versuchsperson noch der Versuchsleiter wussten welches Target in welchem Umschlag war. Da die Umschläge mit verschiedenen Zahlenkombinationen versehen wurden, wusste nur eine am eigentlichen Experiment unbeteiligte Person welche Targets sich in welchem Umschlag befanden.

Die zufällige Wahrscheinlichkeit bei 36 Personen und sechs Targets ergibt, dass auch sechs Targets – rein zufällig – mit dem höchsten Ranking versehen werden.

14 von 36 – die Wahrscheinlichkeit liegt eigentlich bei 0,09 Prozent

Tatsächlich wurde es in 14 Fällen mit der höchsten Übereinstimmung beurteilt, was ein statistisch hochsignifikantes Ergebnis darstellt“, so Müller. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Ergebnis durch reinen Zufall zustande kommt, liegt bei 0,09 Prozent. „Zudem wurde das tatsächliche Target in 12 Fällen mit der zweithöchsten Übereinstimmung beurteilt. Berücksichtigt man dieses Ergebnis in der Gesamtauswertung, ergibt sich eine Trefferwahrscheinlichkeit von 72,2 Prozent anstatt der erwarteten 33,3 Prozent.“

Selbst die gesamte Verteilung der individuellen Rangplätze der Targets zeugt eine hohe signifikante Abweichung vom Erwartungswert. Als Ergebnis ziehen die Autoren der Studie durchaus in Betracht, dass ein anomaler Informationstransfer stattgefunden haben könnte.

Müller ergänzt: „Weiterhin scheint jede Person die Fähigkeit zu besitzen mit dem RV-Protokoll Ergebnisse erzielen zu können, wenn auch in unterschiedlicher Qualität.“

Neue und bessere Experimente sind bereits in Arbeit

Wittmann und Müller führen arbeiten derzeit an zwei weiteren RV-Studien mit verbesserten Versuchsaufbau um zum einen die Ergebnisse zu wiederholen und das RV-Protokoll für Ereignisse in der Zukunft zu testen.

„Es werden weitere Studien dieser Art notwendig sein, um die Ergebnisse zu replizieren und besser verstehen zu können. Bis jetzt handelt es sich um eine Anomalie, die nur schwer in das Standardmodell der Wissenschaft einzuordnen ist“, so Wittmann und Müller.

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