D. Lenz
Forscher haben eine theoretisch unbesiegbare Poker Software für die beliebte Texas Hold’em-Spielvariante entwickelt. Kein einziger Mensch hat gegen das Poker-Programm eine statisch messbare Chance – vorausgesetzt man spielt lange genug.
Edmonton (Kanada). Computerschach gib es bereits seit Ende des 20. Jahrhunderts und spätestens als Garry Kasparov, damaliger Schachweltmeister, gegen den von IBM entwickelten Schachcomputer Deep Blue verlor, war klar, dass Menschen gegen auf Sieg programmierte Software immer den Kürzeren ziehen werden.
Ganz anders hingegen war es bisher bei Spielen wie zum Beispiel Poker. Hier machen unvollständige Informationen und die Möglichkeit eines Bluffs der Poker-Software Probleme. Das Poker-Programm weiß nicht, welche Karten der Gegenspieler hat oder ob ein Gegenspieler blufft oder nicht. Dank Online-Poker und der Fernsehübertragung von Poker-Meisterschaften ist dieses Spiel – besonders die Variante Texas Hold’em – sehr populär geworden.
Der Forscher Michael Bowling und seine Kollegen von der Universität Alberta in Kanada haben nun ein Poker-Programm entwickelt, gegen die bei der Variante Heads-up limit Texas Hold’em kein Mensch mehr eine Chance hat - vorausgesetzt, man spielt lange genug.
Das Team hat über zehn Jahre an der Poker-Software mit dem Namen Cepheus gearbeitet. In über 60 Millionen Partien wurde das Poker-Programm zur Unbesiegbarkeit getrimmt. Heute ist die Poker-Software soweit, dass kein Mensch und keine Strategie den Computerpoker besiegen kann, wie die Forscher im Fachmagazin Science berichten.
Bei der Texas Hold'em Variante des Pokers gibt es laut den Forschern 3,16 Mal 10 hoch 17 (316 Trillionen) mögliche Spielsituationen. Diese hohe Anzahl an Möglichkeiten ergibt sich nicht nur durch die Kartenanzahl, sondern auch durch die komplexen Spielregeln für das Texas Hold'em Poker. Die 60 Millionen gespielten Pokerpartien haben der Poker-Software Cepheus beigebracht, jede Situation zu analysieren und die Beste abzuspeichern. So kam in den zehn Jahren eine rund 11 Terrabyte große Datenbank zusammen, welche auch Bluff-Strategien beinhaltet.
Laut Bowling besitzt kein Mensch eine messbare Chance gegen diese Poker-Software. Voraussetzung ist allerdings, dass man lange genug spielt. Bei schlechten Karten verliert die Poker-Software Cepheus ebenso wie ein Mensch. Sobald allerdings mehrere Partien gespielt werden, wodurch sich das Kartenglück gleichmäßig verteilt, ist die Poker-Software unbesiegbar. Die Forscher laden jeden ein, selbst gegen Cepheus zu spielen.
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Für den Einsatz bei Poker-Turnieren ist die Poker-Software allerdings nicht geeignet. Bei Poker-Turnieren sitzen bis zu zehn Spieler an einem Tisch und je nach Variante wird auch ohne Limit gespielt. Diese Variablen würden den Rechenaufwand für das Poker-Programm enorm erhöhen.
Ziel der Forscher ist es, auf Grundlage dieser Software, bei schwierigen Entscheidungen in der Medizin oder beispielsweise auch in Sicherheitsfragen beratend zur Seite zu stehen und optimale Strategien zu finden – auch wenn nicht alle relevanten Informationen vorhanden sind.
