Recycling kaum möglich

Bio-abbaubare Kaffeekapseln haben kaum bessere Ökobilanz

Robert Klatt

Kaffekapsel-Recycling kaum möglich )moc.yabaxipreiamreiD(Foto: © 

Bio-abbaubare Kaffeekapseln lassen sich entgegen der Versprechen der Hersteller kaum recyclen und sind deshalb ökologisch nur minimal besser als herkömmliche Kapseln aus Plastik oder Aluminium.

Radolfzell (Deutschland). Kapselsysteme zur Zubereitung von Kaffee haben in den vergangenen Jahren immer mehr an Beliebtheit gewonnen. Im vergangenen Jahr wurden laut der Deutschen Umwelthilfe (DUH) in Deutschland etwa 3,5 Milliarden Kaffeekapseln verbraucht. Dies entspricht im Vergleich zum Jahr 2016 einer Steigerung von acht Prozent. Jährlich sind die Kapseln damit für 8.800 Tonnen Aluminium- und Kunststoffmüll verantwortlich, der in Deutschland nur zu geringen Teilen recycelt wird. Außerdem erzeugen die Verkaufsverpackungen etwa 5.000 Tonnen Papier- und Pappmüll.

Umweltschutzorganisationen kritisieren den Einsatz von Kaffeekapseln, der im Vergleich zu Kaffeebohnen und Kaffeepulver deutlich mehr Müll erzeugt, deshalb schon seit der Einführung entsprechender Kapselmaschinen. Neben der Ressourcenverschwendungen steht auch der hohe Energieaufwand für die Herstellung im Fokus der Kritiker. Einige Hersteller bieten aus diesem Grund und wegen des steigenden Umweltbewusstseins in der Bevölkerung inzwischen auf Kaffeekapseln aus biologisch abbaubaren Materialien wie zum Beispiel Biokunststoffen an, die laut den Werbeversprechen der Unternehmen eine deutlich positivere Umweltbilanz aufweisen sollen.

Umweltvorteile durch Bio-Kaffeekapseln nur minimal

Wie Barbara Metz von der DUH erklärt, „sollen „Versprechungen wie ‚ökologisch‘, ‚biologisch‘ oder ‚kompostierbar‘ Verbraucher dazu bringen, sich mit gutem Gefühl für abfallintensive und klimaschädliche Kleinstverpackungen zu entscheiden.“ Laut einer in Zusammenarbeit mit der Bundesgütegemeinschaft Kompost (BGK) erstellte Studie bleiben Kaffeekapseln auch dann, wenn sie aus biologisch abbaubaren oder nachwachsenden Rohstoffen erzeugt werden trotzdem unökologisch. Laut Metz „bleiben Kaffeekapseln eine besonders umweltschädliche Verpackung, selbst wenn mit deren Abbaubarkeit oder Recyclingfähigkeit geworben wird. So werden Verbraucher hinters Licht geführt.“

Recycling werden über Biotonne noch gelben Sack möglich

Dies liegt vor allem daran, dass auch biologisch abbaubare Materialien sich in der Umwelt nur sehr langsam zersetzen und der schnelle Abbau, der den vermeintlichen Ökovorteil bringen soll, nur unter Optimalbedingungen im Labor geschieht. Eine Entsorgung in der Biotonne ist laut des in Deutschland geltenden Abfall- und Düngerechts aus diesem Grund verboten, selbst wenn die Kapseln nach DIN EN 13432 als biologisch abbaubar oder kompostierbar eingestuft sind.

Bertram Kehres, der Geschäftsführer der Bundesgütegemeinschaft Kompost erklärt, dass „Kaffeekapseln, egal ob aus erdöl- oder aus biobasierten Kunststoffen in der Kompostanlage als Fremdstoffe betrachtet und soweit als möglich abgetrennt werden.“

Auch das Recycling über den Gelben Sack ist bei Kaffeekapseln nicht möglich und sogar verboten, was laut Thomas Fischer, Leiter für Kreislaufwirtschaft bei der DUH daran liegt, dass „Kaffeekapseln noch den nassen Kaffeesatz enthalten“ und daher nach dem „Verpackungsgesetz regulär nicht in den Gelben Sack geworfen werden dürfen.“ Er fügt hinzu, dass „die sogenannten kompostierbaren Kaffeekapseln, wenn sie trotzdem im Gelben Sack landen, nicht für ein Recycling aussortiert werden, sondern als Sortierrest in der Verbrennung gelangen.“

Umstieg auf andere Zubereitungsformen sinnvoll

Die Studienautoren konstatieren daher, dass die vermeintlich umweltfreundlicheren Kaffeekapseln aus diesen Gründen eine kaum bessere Ökobilanz haben als Kapseln aus Aluminium oder Plastik. Metz kommentiert die Studienergebnisse damit, dass „statt biologisch abbaubare Einweg-Plastiktüten, Wegwerfbecher oder Kaffeekapseln mehr Abfallvermeidung und Wiederverwendung nötig sind, um abfallintensive und klimabelastende Verpackungssystemen und Einwegmüll zu vermeiden.“ Die DUH empfiehlt daher Verbrauchern Mehrwegkapseln, Aufbrühsysteme mit Dauerfilter, die French Press oder klassische Kaffeemaschinen zu verwenden.

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