Größerer Flächenbedarf

Ökologische Landwirtschaft beschleunigt den Klimawandel

Robert Klatt

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Die ökologische Landwirtschaft verursacht aufgrund ihres Flächenbedarfs höhere CO2-Emissionen als die Erzeugung konventioneller Produkte und beschleunigt so den Klimawandel. In anderen Bereichen wie dem Grundwasser- und Insektenschutz ist sie hingegen deutlich umweltfreundlicher.

Princeton (U.S.A.). Die konventionelle Landwirtschaft ist mitverantwortlich für eine Reihe verschiedener Umweltprobleme. Besonders der starke Einsatz von Düngemitteln sorgt dafür, dass das Grundwasser verunreinigt wird. Kürzlich wurde außerdem bekannt, dass sich im Atlantik aufgrund von Düngemitteln, die in den Ozean gelangt sind, ein gigantischer Algenteppich gebildet hat. Umweltschützer und Befürworter der ökologischen Landwirtschaft kritisieren zusätzlich den starken Einsatz von Pestiziden, die für eine große Anzahl toter Insekten verantwortlich sind und die sinkende Artenvielfalt aufgrund von Monokulturen.

Wissenschaftler der Humboldt-Universität zu Berlin, der Princeton University (PDF) und der Chalmers University of Technology haben nun im Fachmagazin Nature eine Studie veröffentlicht, laut der die ökologische Landwirtschaft trotz der vielen Probleme der konventionellen Landwirtschaft stärkere Auswirkungen auf den Klimawandel hat.

Höhere Flächennutzung wirkt sich negativ aus

Das auf den ersten Blick paradoxe Studienergebnis kommt durch den höheren Flächenbedarf der ökologischen Landwirtschaft zustande, die durch ihren Verzicht auf künstliche Düngemittel und Pestizide je nach Anbaumethode und Szenario zwischen 16 und 33 Prozent geringere Flächenerträge liefert als konventionelle Anbaumethoden. Dies hat zur Folge, dass für ökologische Ackerflächen mehr Wald und andere zuvor von der Natur genutzten Flächen durch den Menschen beansprucht werden.

Um zu ermitteln wie groß die Auswirkungen der Landnutzungsänderung auf das Klima sind, haben die Wissenschaftler ein Modell entwickelt, das es ihnen ermöglicht zu errechnen ob sich die landwirtschaftliche Nutzung eines bestimmten Gebiets bezüglich der dadurch entstehenden CO2-Emissionen lohnt oder ob die gleiche Nahrungsmenge an anderen Orten oder mit anderen Anbaumethoden mit geringen Klimafolgen erzeugt werden könnte.

Zur Ermittlung der Klimaeffekte wurden auch indirekte CO2-Emissionen berücksichtigt, die vor allem dadurch entstehen, dass für den Ökolandbau größere Flächen benötigt werden. Diese werden oft in Regionen wie dem Regenwald im Amazonasgebiet geschaffen, da dort noch große Ausdehnungsmöglichkeiten für neue Ackerflächen bestehen. 

Ökolandbau mit bis zu 70 Prozent höheren CO2-Emissionen

Laut den Ergebnissen der Modellrechnung erzeugt die ökologische Landwirtschaft, aufgrund ihrer geringeren Erträge pro Hektar in vielen Fällen deutlich höhere CO2-Emissionen. In Schweden haben ökologisch angebaute Erbsen beispielsweise einen 50 Prozent höhere Klimaeffekt, bei ökologisch angebauten Winterweizen liegt der Klimaeffekt sogar 70 Prozent über dem Klimaeffekt von konventionellen Winterweizen,

Trotz den Ergebnissen ihrer Studie betonen die Wissenschaftler, dass sie nicht dazu raten auf ökologische Produkte zu verzichten, da diese wie Stefan Wirsenius erklärt „gegenüber konventionell produzierten Lebensmitteln zahlreiche Vorteile haben.“ Dazu zählen die Wissenschaftler den Verzicht auf Pestizide, das Tierwohl und die mit Ausnahme der Klimaeffekte geringere Umweltfolgen.

Stattdessen raten die Wissenschaftler dazu auf die Auswahl der Lebensmittel zu achten, da diese die Klimafolgen stärker beeinflussen als die unterschiedlichen Erzeugungsmethode. Ökologische erzeugtes Hühnerfleisch oder Gemüse ist trotz des höheren Flächenbedarfs laut dem in der Studie genutzten Modell immer noch klimafreundlicher als konventionell erzeugtes Rindfleisch.

Nature, doi: 10.1038/s41586-018-0757-z

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