Massenveränderungen

TanDEM-X Satellitenbilder zeigen Abschmelzen der Gletscher

Robert Klatt

Besonders große Massenverluste treten in Patagonien auf, wo bereits einige Gletscher komplett verschwunden sind. )trhafmuaR dnu -tfuL rüf murtneZ sehcstueD - ed.rld(Foto: © 

Die Beobachtung der Eisflächen aus dem Weltraum zeigt, dass besonders in Patagonien große Massenverluste auftreten. Einzelne Gletscher sind seit Beginn der Messungen im Jahr 2000 bereits vollständig geschmolzen.

Augsburg (Deutschland). Wissenschaftler benötigen, um Aussagen über den aktuellen Zustand von Gletschern und deren zukünftige Entwicklung treffen zu können genaue Daten über die vorhandene Eismasse. Bisher erfolgte die Bestimmung der Gletschermassenänderungen üblicherweise durch Vermessungen vor Ort, was in den oft unzugänglichen Gebieten oft nur schwer möglich ist. Aus diesem Grund haben Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) ein neues Analyseverfahren entwickelt, das Satellitendaten des TanDEM-X Projekts nutzt, das ebenfalls die Datenbasis für die globale Bestimmung des Zustands der Wälder geliefert hat.

Konzentriert haben sich die Forscher auf die Region Patagonien in Südamerika, die zwischen Chile und Argentinien liegt. Die dortigen Eisfelder im Anden-Gebirge haben eine Gesamtfläche von etwa 18.000 Quadratkilometern. Neben der Messung vor Ort, wurde die Gletschermasse bisher durch Schwerefeld-Messungen per Satellit bestimmt. Diese Methode liefert bei Gletschern mit dünner Eisdecke, wie in Südamerika, allerdings keine präzisen Ergebnisse. Aus diesem Grund wurde stattdessen für die Massenbestimmung aller Gletscher in Südamerika auf Radarfernerkundungsdaten des TanDEM-X Projekts zurückgegriffen, die anschließend mit einer neuentwickelten Analysemethode ausgewertet wurden.

Patagonie mit den größten Verlusten

Den größten Masseverlust haben laut der FAU-Studie Eisfelder in Patagonie erlitten. Der Verlust von 17,4 Gigatonnen Eis pro Jahr im Zeitraum zwischen 2000 und 2015 sorgte dafür, dass inzwischen einige der Gletscher komplett verschwunden sind. Der Massenverlust von 19,3 Kubikkilometer pro Jahr liegt damit sogar höher als in den ebenfalls untersuchten tropischen Gletschern in der Region zwischen Bolivien und Venezuela. Bisher war ein Massenverlust in dieser Größenordnung lediglich bei Gletschern in Bolivien und Peru bekannt.

Die Bestimmung der Masse erfolgt über das TanDEM-X-Geländemodell, das es aus dem Weltraum ermöglicht Höhenunterschiede mit einer Genauigkeit von einem Meter zu erfassen. Genutzt wurden bei der Erstellung der Studie TanDEM-X Daten aus dem Zeitraum 2011 bis 2015, die mit Daten der Shuttle Radar Topographie-Mission aus dem Jahr 2000 verglichen wurden. Aus den Unterschiedenen in der Höhe der Gletscher ermittelten Wissenschaftler der FAU Veränderung ihrer Masse. Die Ergebnisse der im Fachmagazin Nature Climate Change veröffentlichten Studie, die erstmals die Situation der patagonischen Inlandeisflächen getrennt von den umliegenden Gletschern untersucht hat, werden möglicherweise in den kommenden Bericht des Weltklimarats eingehen.

Nachfolgemission soll Daten weiter präzisieren

In Zukunft erhoffen sich die Wissenschaftler durch eine derzeit stattfindende Aktualisierung des Geländemodells der TanDEM-X Mission noch genauere Daten erheben zu können. Außerdem soll die Analyse der Massenveränderung auf weitere Regionen der Erde ausgedehnt werden. Die Nachfolgemission TanDEM-L soll eine Beobachtung der Veränderung im Wochenrhythmus ermöglichen. Radar-Tomographische-Aufnahmen der TanDEM-L Satelliten ermöglichen zusätzlich Messungen durch Wälder und in den Erdboden, die weitere Informationen liefern sollen, die die TanDEM-X Mission mit der derzeit genutzten Technologie noch nicht bereitstellen kann.

Spannend & Interessant
VGWortpixel