Rekordsommer

Umweltbundesamt warnt vor Wasserknappheit in Deutschland

Robert Klatt

Leitungswasser )moc.yabaxipnoiacrA(Foto: © 

Sinkende Niederschlagsmengen und steigende Temperaturen sorgen in Deutschland für leere Grundwasserspeicher. Um die Versorgung mit Leitungswasser sicherzustellen ruft das Umweltbundesamts die Bevölkerung deshalb zum Wassersparen auf.

Dessau-Roßlau (Deutschland). Laut einer Analyse des Umweltbundesamts (UBA) könnte Trinkwasser aufgrund der „häufigeren trockenen Sommer“ erstmals seit Jahrzehnten in Deutschland knapp werden. Wie Jörg Rechenberg, Wasserfachmann beim UBA erklärt wird als „neuer Nutzer von Wasservorräten die Landwirtschaft dazukommen“, die bisher nur 2,7 Prozent des in Deutschland produzierten Leitungswassers verbraucht.

Laut Rechenberg wird „die Beregnungsbedürftigkeit deutschlandweit tendenziell zunehmen.“ Trotz großer regionaler Unterschiede ist aus diesem Grund insgesamt mit einer steigenden Konkurrenz um die Ressource Wasser zu rechnen. Derzeit liegen dem UBA noch keine Daten über die Grundwasserpegel des vergangenen Jahres vor, Schätzungen gehen aber davon aus, dass die Grundwassermenge der Jahre vor 2018 noch nicht wieder erreicht werden konnte. Dies liegt hauptsächlich am Wetter der letzten drei Jahre, das sowohl für dürre und gleichzeitig heiße Sommermonate und einen Winter mit geringem Niederschlagsmengen gesorgt hat. Sollten die bald vorliegenden Daten zeigen, dass die Grundwasserspeicher wie prognostiziert tatsächlich einen sehr niedrigen Pegel aufweisen, wird dies laut Rechenberg „negative Folgen für die Wasserverfügbarkeit haben, auf die sich die Wasserversorger einstellen müssen.“

Regional bereits Leitungswasserknappheiten vorhanden

Wie Rechenberg erklärt gab es „2018 bereits lokale oder regionale Probleme“ mit der Wasserversorgung, flächendeckende Engpässe sind 2018 und 2019 aber noch nicht aufgetreten. Damit die Versorgung mit Leitungswasser sichergestellt werden, ruft das UBA in besonders trockenen Regionen wie zum Beispiel in Brandenburg die Bevölkerung zum Verzicht auf nicht unbedingt notwendige Wassernutzung auf, da die Trockenheit in einigen Orten bereits dazu geführt hat, dass kaum noch Wasser aus den Leitungen kommt. Als Ursache dafür sehen die Wasserversorger hauptsächlich das Bewässern von Gärten und die Nutzung durch die Landwirtschaft.

Laut Karsten Specht, Vizepräsident des Verbands Kommunaler Unternehmen (VKU) wurden die Rekordnachfragemengen des vergangenen Jahres 2019 bereits übertroffen, obwohl die heißesten Monate des Jahres noch bevorstehen. Als Beispiel für den enormen Wasserverbrauch von Gärten, der besonders am Nachmittag und Abend die Wasserversorgung an ihre Grenzen bringt, nennt der Experte „Rasensprenger, die bis zu 800 Liter Wasser pro Stunde“ benötigten. Der durchschnittliche Verbrauchs eines Menschen liegt in Deutschland bei vergleichsweise geringen 121 Litern Leitungswasser pro Tag. Außerdem sieht Specht den steigenden Wasserbedarf durch die größere Verbreitung von Pools als besonders problematisch.

Leitungswasser priorisiert an die Bevölkerung verteilen

Specht plädiert deshalb dafür, dass die Trinkwasserversorgung der Menschen Vorrang haben muss und die Industrie und Landwirtschaft nur bei ausreichenden Reserven mit Leitungswasser versorgt werden sollten. Er fordert deshalb die Politik dazu auf die Trinkwasserversorgung zu sichern. Eine der geforderten Maßnahmen ist eine stärkere Regulierung von Bauern, die wie der VKU erklärt aktuell ohne Genehmigung Grundwasser entnehmen dürfen, während Wasserwerke eine behördliche Erlaubnis brauchen.

Sollte sich das Problem weiter zuspitzen, könnte dies im Extremfall dazu führen, dass „Wasserversorger nicht ausreichend Wasserrechte haben“, um den Gesamtbedarf zu decken. Außerdem ist mit deutlich höheren Preisen zu rechnen, da die Wasserversorgung durch die stark gestiegene Nachfragemenge für die Unternehmen teurer wird.

Spannend & Interessant
VGWortpixel