Lebensmittelversorgung

Weizenernte durch Klimawandel und Wasserknappheit bedroht

Robert Klatt

Weizenernte )moc.yabaxiprfaw(Foto: © 

Der Klimawandel bedroht 60 Prozent der Anbauregionen von Weizen und gefährdet so die globale Lebensmittelversorgung. Deutschland könnte deshalb in Zukunft von einem Weizenexportland zu einem Importland werden.

Fayetteville (U.S.A.). Der Klimawandel sorgt dafür, dass Hitzewellen auch in zuvor gemäßigten Gegenden immer häufiger werden. Dies schädigt nicht nur die Umwelt zum Beispiel durch ein vermehrtes Waldsterben, sondern beinflusst wie eine kürzlich veröffentlichte Studie zeigt auch die Landwirtschaft, die aufgrund der steigenden Temperaturen und des daraus resulutiereden Wassermangels unter anderem geringere Bananenerträge erwartet.

Nun haben Wissenschaftler der University of Arkansas untersucht welchen Einfluss die durch den Klimawandel steigenden Temperaturen auf die Weizenernte haben. Den Fokus auf das Getreide haben die Forscher gelegt, da es rund 20 Prozent des Kalorienbedarfs der Weltbevölkerung deckt und sehr empfindlich auf Veränderungen der Temperatur aber auch Dürre und Starkregenphasen reagiert. Veröffentlicht wurden die Studienergebnisse im wissenschaftlichen Magazin Science Advances.

Auswirkungen der Wasserknappheit auf die Weizenproduktion

Zur Ermittlung historischer Daten wurde erfasst welche Auswirkungen Dürreperioden in der Vergangenheit auf die globalen Weizenanbaugebiete hatten. Es zeigte sich dabei deutlich, dass Wassermangel bei Weizen zu signifikant geringeren Erntemengen führt. Außerdem zeigte sich ein direkter Zusammenhang zwischen den aufgrund von Wassermangel sinkenden Erträgen und steigenden Weizenpreisen in den zehn größten Anbauregionen der Erde.

60 Prozent der globalen Weizenanbauflächen bedroht

Anschließend betrachteten die Wissenschaftler drei Klimaszenarien, die eine sehr starke Erwärmung der Erde (RCP 8.5), eine mittlere Erwärmung der Erde (RCP 4.5) und eine relativ geringe Erwärmung der Erde (RCP 2.6) abbilden. Es zeigte sich dabei, dass bis zum Ende des Jahrhunderts bei einer starken Erwärmung der Erde 60 Prozent der Anbauflächen regelmäßig durch Dürreereignissen deutlich geringere Erntemenge erwirtschaften werden. Aktuell sind 15 Prozent der globalen Anbaugebiete von Dürreperioden bedroht.

Die Wissenschaftler konstatieren daher, dass „in den Szenarien einer starken und mittleren Erwärmung das Ausmaß der von ernster Wasserknappheit betroffenen Flächen wahrscheinlich alles übersteigen wird, was wir in den vergangenen 100 Jahren jemals beobachtet haben.“ Auch bei einer Erreichung der Pariser Klimaziele, die mit einer deutlichen Begrenzung der CO2-Emissionen einhergehen, würde laut den Ergebnissen der Studie die global produzierte Weizenmenge deutlich sinken, da Dürreperioden zwischen 2041 und 2070 sich im Vergleich zu heute verdoppeln würden.

Lebensmittelversorgung bedroht

Laut Song Feng, Co-Autor der Studie „legt dies nahe, dass sich die Erderwärmung spürbar auf die Weizenproduktion auswirken wird.“ Dies liegt daran, dass aktuell zwar einzelne Regionen von Dürreperioden heimgesucht werden, die Ernteausfälle aber durch andere Anbaugebiete ausgeglichen werden können. Sollten durch den Klimawandel mehrere Gebiete gleichzeitig unter Wassermangel leiden, würde dies die Weizenproduktion der Erde deutlich reduzieren und somit höhere Preise auslösen sowie schlussendlich die Lebensmittelversorgung bedrohen.

Überraschenderweise sind besonders Weizenanbauregionen in Europa im Mittelmeerraum von den zunehmenden Dürreperioden bedroht. Andere große Anbaugebiete in Südamerika werden hingegen laut den Prognosen der Wissenschaftler kaum vom Klimawandel beeinflusst. Laut einem Begleitkommentar von Friedrich Longin von der Universität Hohenheim würden die Folgen auch in Deutschland die Landwirtschaft bedrohen. Dies könnte wie der Agrarwissenschaftler erklärt dazu führen, dass Deutschland von einem Weizenexportland zu einem Weizenimportland wird. 

Als Lösungsmöglichkeit schlagen die Wissenschaftler vor intensiver an neuen Weizensorten zu forschen, die auch mit wenig Wasser und bei hohen Temperaturen noch ausreichende Erträge erbringen. Ein Wechsel auf andere Getreide ist hingegen nicht möglich, weil Weizen schon verhältnismäßig wenig Wasser benötigt und Dürreperioden bei alternativen Getreiden nich größere Ernteeinbußen auslösen würden.

Science Advances, doi: 10.1126/sciadv.aau2406

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